Den Handballerinnen der D-Jugend im KSV fehlen Mitstreiterinnen für eine Mannschaft. Wie Eltern, Trainerin und Mädchen nach einer Lösung suchen.
• In der D-Jugend des Kettwiger SV trainieren Jungen und Mädchen noch gemeinsam. In der nächsten Altersklasse werden die jungen Handballer aber getrennt.
• Da in der Mannschaft zurzeit nur sechs Mädchen spielen, wird es mit der Bildung einer eigenen Mannschaft schwierig.
• Deshalb wollen die Betroffenen andere Altersgenossinnen fürs Handballspielen motivieren. Es gibt aber noch andere Alternativen.
Sie laufen, passen und schießen. Wenn der Ball im Tor landet, ist der Jubel groß. Auch das Coronavirus kann die Handballerinnen und Handballer der D-Jugend des Kettwiger SV nicht von ihrem Hobby abhalten, das sie alle verbindet: Handball.
Jede Woche treffen sich die Jungen und Mädchen zweimal zum Training in der Sporthalle des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Kettwig. „Sie freuen sich immer schon einen Tag vorher darauf“, sagt Tim Gerwing, Vater einer Spielerin. Während der Spielbetrieb der Jungs gesichert ist, steht die Zukunft der Mädels noch in den Sternen. Denn in der nächsten Altersklasse, der C-Jugend, wird es keine gemischten Teams mehr geben und genau das bereitet den Mädchen, ihren Eltern und der Trainerin große Sorgen.
Zweimal in der Woche findet das Handball-Training in der Sporthalle des Kettwiger Theodor Heuss-Gymnasiums statt. Noch spielen hier Jungen und Mädchen gemeinsam in einer Mannschaft.
Bislang sind die Mädchen nur zu sechst. Für ein Grundgerüst für die nächste Jugendmannschaft brauchen sie jedoch mindestens zehn Spielerinnen, und selbst mit einer niedrigen zweistelligen Anzahl würde es wohl problematisch werden, wenn einmal ein Teammitglied fehlt. „Wenn man dann einmal eine eigenständige Mädchenmannschaft hat, ergibt es sich von allein, dass noch die eine oder andere Spielerin dazustößt“, hofft Trainerin Birgit Jaeger.
Sollten sich jedoch keine weiteren Mädchen der Jahrgänge 2008 bis 2011 finden, könne keine eigene Mädchenmannschaft gebildet werden. Für die Spielerinnen würde dies womöglich das frühe Ende ihrer noch jungen Handball-Laufbahn bedeuten. „Da machen wir uns natürlich schon Gedanken. Wie erkläre ich das dann meinem Kind?“, fragt sich Vater Tim Gerwing.
Eine Möglichkeit, um dieser Situation aus dem Weg zu gehen, wäre ein Vereinswechsel, etwa in einen anderen Stadtteil Essens oder gar ins benachbarte Mülheim. Das sei für viele Eltern jedoch nur schwer umsetzbar. „Ein Wechsel würde für viele Kinder zeitlich und wegen der Schule nicht passen“, erklärt der betroffene Vater. „Hier in Kettwig ist alles zentral gelegen und die Kinder haben kurze Wege, fahren mit dem Scooter, Fahrrad oder Skateboard zur Halle.“
Gruppendynamik spielt eine große Rolle beim Training
Die letzte Option sei, dass die Mädchen noch ein weiteres Jahr in der D-Jugend spielen – allerdings ohne Wertung und Punkte. „Dann hätte man noch ein Jahr Zeit, um neue Mädchen zu gewinnen. Lieber wäre mir aber die Bildung einer eigenen Mannschaft“, so die Übungsleiterin. „Denn bei den Jungs gehen sie ein bisschen unter, laufen praktisch nur mit und können sich auf diesem Weg nicht entwickeln.“
Infoblätter brachten bisher noch keinen Erfolg
So weit soll es aber erst gar nicht kommen. Um interessierte Mädchen auf die Sportart aufmerksam zu machen, wurden bereits Informationsblätter ausgehängt – bislang allerdings ohne Erfolg. Dabei gebe es doch genug Gründe für die Sportart, den Spielerinnen macht es jedenfalls „richtig viel Spaß“, sagt die junge Lucy. „Ich habe lange nach einem Sport gesucht, der zu mir passt, und den im Handball gefunden.“
Auch bei den Mädchen ist das Problem bereits im jungen Alter präsent. „Ich würde mich freuen, wenn noch ein paar dazukämen, dann könnten wir unser eigenes Team gründen. Das wäre sehr cool“, meint Lucy. Die Hauptsache sei, dass sich das Team nicht trennen müsse und man weiterhin in der Gruppe zusammenspielen könne. „Ich möchte mit den Mädels zusammenbleiben“, wünscht sich Anna.
Auch für Trainerin Birgit Jaeger spielt die Gruppendynamik eine große Rolle. Sie legt besonderen Wert auf die soziale Komponente. „Mir ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen gemeinschaftlich in einem Team spielen. Sie spielen miteinander und nicht gegeneinander“, stellt Jaeger klar.
Damit sie das auch weiterhin machen können, ist Zuwachs notwendig. Die Hoffnung aufgegeben, das haben sie jedenfalls noch nicht in Kettwig.
Interessierte für eine Mädchenmannschaft in der Altersklasse C können sich bei Trainerin Birgit Jaeger unter 0152 29 98 31 79 oder per E-Mail an bijaeger@t-online.de melden.